Existenzgründung in schwierigen Zeiten

Mutmacher

In unserem ersten Blogbeitrag möchten wir allen Gründungswilligen Mut machen und Ihnen Ratschläge, Hinweise und eine Anleitung für die ersten Schritte mit auf den Weg geben. In der Rubrik „Existenzgründung“ gebe ich als Gründungsberaterin der EWG Anhalt-Bitterfeld mbH jedem Gründungswilligen die Unterstützung, die man als Jungunternehmerin und Jungunternehmer beim Start in die Selbstständigkeit haben möchte.

Viele Gründer*Innen zögern derzeit, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Zu viele Unsicherheiten, zu viele Herausforderungen und offene Fragen.
Dabei kann eine gute Vorbereitung, wie ein ausgereifter Businessplan, diese Zweifel aus dem Weg räumen.
Denn die wichtigsten Voraussetzungen sind eine gute Vorbereitung, die Motivation und die Beweggründe sich selbständig zu machen. Ich bin mit Leib und Seele Gründungsberaterin und möchte alle Gründungswilligen so begleiten, als würde ich selbst ein Unternehmen gründen.

An dieser Stelle möchte ich gleich einen der größten Irrtümer aus dem Weg räumen, nämlich als Selbstständige*r mehr Freiheiten zu haben bzw. Familie und Beruf besser vereinbaren zu können und bessere Verdienstmöglichkeiten zu haben.
Gerade in der Aufbauphase des eigenen Unternehmens arbeitet man oft 10-14 Stunden täglich, außerdem muss man seine Arbeitszeit oft den Bedürfnissen seiner Kunden anpassen. Da muss Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf oder mehr Freizeit doch eher hinterfragt werden, als dass es unmittelbar nach der Gründung zutrifft.

Auch das Einkommen kann gerade zu Beginn der Selbständigkeit noch sehr gering sein, da man sein Unternehmen erst einmal zum Laufen bringen muss. Kunden müssen akquiriert, Aufträge reingeholt, diese ausgeführt und abgerechnet werden. Dann müssen die Kunden die Rechnung auch noch bezahlen. Darüber vergeht schon mal einiges an Zeit, die man finanziell überbrücken muss. Hier kann der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit, wenn man aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, helfen.
Anderenfalls hilft für die Anfangsphase vielleicht das feste Einkommen des Partners oder der Partnerin.

Mit festem Willen, Freude und guter Vorbereitung zum Erfolg

Selbständigkeit muss man richtig wollen, dafür brennen und mit Freude schon an die Vorbereitung gehen – dann kann man langfristig auch erfolgreich sein.
Fachwissen, kaufmännisches Wissen, Kontakte, Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz, Unterstützung von Familie und Umfeld, Offenheit für Neues und nicht zuletzt auch die persönliche Gesundheit werden als selbstverständlich vorausgesetzt.
Deshalb schreibt man am besten zunächst einmal seine Visionen auf und definiert seine Ziele. So motiviert, stehe ich gern zur Seite und bin Begleiterin auf dem Weg in die Selbständigkeit.

An dieser Stelle möchte ich Mut machen, indem ich zwei Gründer*Innen zu Wort kommen lasse. Ich habe Sie gebeten, mir eine Antwort auf folgende Fragen zu geben:

Frage 1
Sie haben im Jahr 2020 nach Beginn der Corona-Pandemie gegründet. Was hat Sie bestärkt, den Schritt in so schwierigen unsicheren Zeiten trotzdem zu gehen?

Frage 2
Wie wichtig war Ihnen das Schreiben Ihres Businessplanes und warum hat er Ihnen geholfen, sich mit Ihrem Gründungsvorhaben sicherer zu fühlen?

Frage 3
Und haben Sie den Schritt in die Selbständigkeit bereut – wie geht es Ihnen und Ihrem Unternehmen heute, was sind Ihre Ziele? Wie können Sie anderen Mut machen?

 

Marie Müller
„Seelengold“Kosmetik und Wimpernverlängerung in Gröbern
Gründung am 1. November 2020


Antwort:

zu Frage 1

Mich beschäftigte der Gedanke einer beruflichen Veränderung schon eine kleine Weile. Der Trott wurde mir zu langweilig und ich wollte auch super gerne mein eigener Chef sein. Zwischendurch dachte ich es sei eine Schnapsidee und verwarf meine Träume wieder, aber sie kamen immer wieder in mir hoch. Dann stand ich da Anfang März 2020, mit einer miesen Erkältung, sehr erschöpft und mit schlechten Nachrichten aus Radio und Fernsehen ... Die Kita bleibt vorerst geschlossen, wie lange wusste niemand, nur eines stand für mich fest, mein Kind geht nicht in die Notbetreuung, da sie als Baby sehr krank war. Und dann ging es nicht mehr anders, es musste eine Veränderung her. Also suchte ich das Gespräch mit meinem damaligen Chef und verabschiedete mich aus meinem alten Beruf und der Neuanfang stand vor der Tür. Die Planung war nicht immer einfach, aber es hatte trotzdem alles eine gewisse Leichtigkeit und Angst hatte ich nicht.


zu Frage 2

Das Schreiben des Businessplanes war sehr wichtig, er brachte Struktur in die Idee. Er hat mir ein Gefühl für die Zahlen gegeben, denn ich musste mir Gedanken machen:

  • Wie soll meine Firma heißen?
  • Wie kalkuliere ich die Preise?
  • Wie möchte ich auftreten?
  • Welche Alleinstellungsmerkmale habe ich? u.v.m.

Und diese Struktur brachte mir Sicherheit und ermöglichte mir noch mehr an mein Vorhaben zu glauben. Ein aussagekräftiger Businessplan war außerdem wichtig für die Vorstellung bei der Handwerkskammer und zur Beantragung eines Gründungszuschusses.


zu Frage 3

Ich habe diesen Schritt nicht bereut und ich bin mir sicher, dass ich es auch nie tun werde. Ich fühle mich sehr wohl, ich bin unabhängig und stets gefordert. Sicherlich gibt es immer ein unternehmerisches Risiko, aber ein gewisses Risiko gibt es immer im Leben.
-> Dieser Satz macht bestimmt Mut :-)

Meine Ziele sind es auf lange Sicht ein beständiges Unternehmen mit einer guten Work-Life-Balance zu führen.

 

Manuela Schröter
freiberufliche Dozentin Raguhn-Jeßnitz
Gründung am 1 März 2020

 

Antwort:

Zu Frage 1

Da ich im März 2020 meine freiberufliche Dozententätigkeit gegründet habe, war mir natürlich nicht ganz klar, was auf uns zurollt.
Erst einmal konnte ich nicht sofort starten, aber mir war klar, ich möchte mich verwirklichen und habe die Zeit genutzt mich auf die Digitalisierung zu konzentrieren, denn mir war klar, dass es genau in diese Richtung geht.
Glück gehabt: der Plan ging auf.

Aber! Es war mit einer Unsicherheit verbunden, denn ich wusste bis dato noch nicht, dass es dann im November 2020 doch gut gestartet hat.


Zu Frage 2

Es ist enorm wichtig, ganz klar, die Richtung muss man im Vorfeld wissen. Ohne einen Kompass läuft man in die Unendlichkeit.


Zu Frage 3

Nein ich habe den Schritt in die Selbständigkeit nicht bereut.
Ich bin froh, denn mit meiner Persönlichkeit, war es genau richtig.
Mein Ziel ist, Menschen zu entwickeln und mein Netzwerk groß aufzubauen.

Respekt vor der ganzen Sache zu haben ist wichtig, aber keine Angst.
Ich denke, es muss zu einem passen und noch ganz wichtig.
Selbst und ständig!


Auch Sie können es schaffen, wenn Sie es richtig wollen.

Also planen wir die ersten Schritte und beginnen mit dem Schreiben des Businessplanes. Hier tun sich viele sehr schwer und greifen letztlich auf eines der vielen Angebote aus dem Internet zurück. Ein abgeschriebener Businessplan kann aber niemals die eigenen Ideen und Handlungsweisen widerspiegeln. Der Businessplan ist ein Arbeitspapier bzw. Fahrplan für den Gründungsprozess und eine erfolgreiche Startphase. Wenn man ihn fortschreibt, kann er auch ein Arbeitspapier für die ersten Jahre werden.

Er erfüllt aber auch noch andere Aufgaben, denn er ist die Grundlage für eine Kreditgewährung, für die Gewährung von Fördermitteln, für den Gründungszuschuss, für die Zustimmung zu einem geförderten Coaching – an einem selbstgeschriebenen Businessplan kommt man also nicht vorbei.
Je realistischer Prozesse und Handlungsweisen durchdacht sind, umso weniger Hürden sind später zu bewältigen. Außerdem beleuchtet man Dinge, an die man vielleicht gar nicht gedacht hat, wie z.B. Marketingmaßnahmen. Wenn man sich damit auseinandersetzt, eröffnen sich in der heutigen Zeit viele Möglichkeiten, aber was genau passt zum Produkt – zur Dienstleistung des eigenen Unternehmens? Fragen die man mit der Erarbeitung des eigenen Businessplanes beantwortet.

Es gibt keine bessere Vorbereitung auf die eigene Selbständigkeit, als seinen Businessplan selbst zu erstellen. Gern helfe ich als Gründungsberaterin dabei, wenn die notwendigen Zuarbeiten dazu geliefert werden.

So liebe Gründungswillige, ich hoffe ich konnte motivieren, mit Freude und Engagement die eigenen Visionen und Träume in die Tat umzusetzen.
In meinem nächsten Beitrag zum Thema Existenzgründung werde ich über die Inhalte des Businessplanes schreiben.

Gern stehe ich als Gründungsberaterin der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Anhalt-Bitterfeld bei den ersten Schritten in Richtung Selbständigkeit mit Rat und Tat zur Seite.